100 Jahre Automobil in Graubünden
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Auf Angelikas Garten in Safien Platz wurde ich neugierig, als ich zum ersten Mal dieses am Hang liegende ertragsreiche, strukturierte Grundstück auf 1320 m ü. M. entdeckt hatte. Es ist zu Fuss erreichbar, etwa 200 m oberhalb des Wohnhauses an der Talstrasse. Angelika Bandli richtet sich konsequent nach den biologisch-dynamischen Richtlinien für Landwirtschaft «Demeter». Gerne hole ich mir Anregung und Rat, da ich selber einen kleinen Gemüsegarten auf 1650 m ü. M. in Tenna bebaue.
Im Vorfrühling sind Angelikas Gedanken beim einsamen Aufstieg mit den Ski zu den Hütten und weiter hinauf zu den Gipfeln bereits beim Gärtnern, das durch die Jahre zur Leidenschaft geworden ist. Sie denkt an das kostbare Saatgut, an das, was sie noch hat, was sie bestellen muss, was sie selber anzieht und welche Pflanzen sie als Setzlinge kaufen möchte. Der Garten ist für die Gärtnerin eine Energiequelle sondergleichen. Sie spürt die elementare Kraft im eigenen Umfeld von Erde, Mensch und Tier, die sich gegenseitig ergänzen und unterstützen. Sie fühlt sich darin wohl wie die Insekten, die sich zwischen den vielen Blüten tummeln. Sie weiss um den gegenseitigen Nutzen von Pflanzen und kleinsten Lebewesen. Insekten wie Bienen und Schmetterlinge, deren Vielfalt mit den bekannten und selteneren Blüten zusammenhängt, beobachtet sie bei der Arbeit. Beim Durchstreifen des bunten, reich duftenden, üppig bewachsenen Gartens zwischen Sonnenblumen, Malven, Minze oder Stangenbohnen lassen sich auch unbekannte Pflanzen entdecken.
Gartenarbeit ist Handwerk, braucht Planung, Kenntnis, Gespür für Wetter und Klima sowie Umgang mit Werkzeug. Zeitplan und Arbeitskalender sind von Bedeutung. Jede Pflanze hat ihr Eigenleben, ihre Bestimmung, ja braucht den richtigen Standort und Nährboden sowie umsichtige Pflege. Die Beete sind mit halbierten Lärchenstämmen umrandet. Am Hang kann Angelika stets aufwärts arbeiten. Oben befinden sich der Wasserhahn, der Geräteschuppen und ein Sitz, wo sich Angelika ausruht und den Blick über das kleine Paradies schweifen lässt. Die Kapuzinerkresse windet sich zwischen Gemüsepflanzen durch. Die Heu-Mulche hält den Boden feucht, schützt das Wachstum der Jungpflanzen und hindert schnelles Aufschiessen des Gemüses. Tomaten und Hängegurken gedeihen in einem Erdgewächshaus. Enten finden zwischen der doppelten Einzäunung des Gartens Schnecken als leckere Nahrung. Zucchetti und Kürbis wachsen auf einem Wall aus altem Dung und Tretmist der Yaks, nahe beim Stall. Verschiedene Beeren, wie z. B. Ananaserdbeeren, gedeihen im Hausgarten. Die Ernte ist ab Juni gross und dauert bis in den Spätherbst hinein. Wenn Schneefall angesagt ist, springt die Familie bei der Kohl- und Rübenernte ein. Der Ertrag ist vollumfänglich für den Eigenbedarf oder zum Verschenken bestimmt. Die Gerichte auf Bandlis Familientisch bestehen mehrheitlich vom Hof und vom Garten. Während der Saison schenkt Angelika den ersten und den letzten Gang des Tages dem Garten.