Georg Peter Luck – Freiräume

Der 1920 in Klosters geborene Maler Georg Peter Luck gehörte zu den bedeutendsten Bündner Malern seiner Zeit. Das umfangreiche Werk des 1995 verstorbenen Künstlers wird nun in einer Monographie gewürdigt.
Text 
Andrin Schütz

Leuchtende Farben, mächtige Felsformationen, dichte Wälder und unergründliche Bergseen. So hat Georg Peter Luck die Landschaft seiner Heimat auf unzähligen langen Spaziergängen wahrgenommen und in seinen kraftvollen Aquarellen festgehalten. Fasziniert Lucks Malerei einerseits durch ihre farbliche Intensität und ihren schnellen, präzisen Gestus, liegt seinen Werken andererseits meist auch eine komplexe und spannungsvolle geometrische Kompositionsweise zugrunde. Diese für Georg Peter Luck schon in der frühen Phase seines Schaffens charakteristische Bildarchitektur eröffnet dem Betrachter stets den Blick hinter die Ebene des eigentlich Sichtbaren. In diesem Sinne äusserte sich auch der berühmte Begründer der analytischen Psychologie, C. G. Jung, bei der gemeinsamen Betrachtung eines Bildes des Partnun-Sees im Rahmen einer Ausstellung in St. Antönien gegenüber dem noch jungen Bündner Künstler: «Ich bräuchte wohl ganze Bibliotheken, um in der Beschreibung der menschlichen Psyche zu sagen, was sich bei Dir in einem einzigen Bild manifestiert», so C. G. Jung (Georg Peter Luck, Öl auf Karton, 44 × 48 cm). Weist die Bildkomposition des damals 26-jährigen Malers noch klare kompositorische Merkmale der klassischen Romantik auf, ist Lucks späterer Weg hier dennoch bereits vorgezeichnet: Die hie und da durchbrochene Eisfläche und der in erdigen Grün- und Brauntönen gehaltene Seegrund sowie sich der gegen die Weite hin öffnende Blick lassen die tiefgründige Beseelung der Landschaft und den Blick durch die Landschaft auf das eigene Selbst bereits erahnen. 
 

Kraft und Stille: Beseelte Landschaften 

Die früh vorweggenommene Hinwendung zur malerischen Einheit von äusserer und innerer Landschaft manifestiert sich in Lucks Werk vor allem ab Mitte der 60er-Jahre. Seine Kompositionen werden zunehmend freier in Farbgebung und Auffassung, ohne aber den analytischen Aspekt zu verlieren. Ein wahres Feuerwerk der Farben trifft auf frei gefasste Konturen und ebenso mutig wie konsequent angelegte Tiefenstaffelungen. Der Betrachter wird somit unmittelbar Teil der mächtigen Urgewalt der Gebirge oder auch der stillen Poesie der weiten Fjorde Norwegens, welche der Künstler zwischen 1969 und 1972 wiederholt besuchte und durchwanderte. 

Wie wesentlich für Georg Peter Luck die Verinnerlichung seiner Lebenswelt und die Auffassung der Landschaft als künstlerisch-poetischer Freiraum waren, zeigt sich unter anderem in den eingangs zitierten Zeilen aus einem Gedicht, welches der Künstler in seinen vielen Stunden des stillen Nachdenkens verfasste.
 

Geometrie des Menschlichen

Das permanente Wechselspiel von Innen und Aus­sen widerspiegelt sich denn auch in der bildsprachlichen Interpretation der menschlichen Figur: Auch hier bedient sich Luck vorerst einer analytisch-geometrischen Vorgehensweise, die zugleich auf die inhaltliche und somit auf die seelische und soziale Komponente des Menschseins verweist. Eingebettet in Kreis-Geometrien, verschmelzen in Lucks Menschendarstellungen Körper, physischer Bewegungsradius und zwischenmenschliche Beziehungen zu einem dynamischen Spannungsfeld von Einsamkeit, Zweisamkeit und sozialem Dasein in der Welt.

In der im Verlag Seidel & Schütz publizierten Monographie «Freiräume» setzen sich der Bündner Kunsthistoriker Marc Philip Seidel, die bekannte ­Psychoanalytikerin Jeannette Fischer, der Autor und Herausgeber der Architekturzeitschrift «Hochparterre», Köbi Gantenbein, sowie Herausgeber Andrin Schütz auf interdisziplinäre Weise mit den vielschichtigen Aspekten des Werks von Georg Peter Luck auseinander.

Eine Ausstellung mit Werken von Georg Peter Luck ist vom 10. Dezember bis Ende Februar im «Grand Resort Bad Ragaz» sowie im alten Rathaus von Bad Ragaz zu sehen.

 

Georg Peter Luck in Aktion. (Fotos: zVg)

Georg Peter Luck, ohne Titel, Mischtechnik, 50 × 70 cm, 1971

Sichern Sie sich einen Linolschnitt von Georg Peter Luck

Exklusiv für «Terra Grischuna»-Leserinnen und -Leser bieten wir gemeinsam mit den Verwaltern des Nachlasses einen Linolschnitt von Georg Peter Luck an. Dieser wird aus einer originalen Vorlage des Künstlers (Werk ohne Titel, 35 × 46 cm) neu angefertigt und in einer Auflage von 50 Exemplaren auf Büttenpapier in der Druckwerkstatt Schloss Haldenstein hergestellt. Das Werk – zum Preis von 150 Franken – kann auch zusammen mit der Monografie zu einem Vorzugspreis von 200 statt 230 Franken erworben werden. Nutzen Sie dafür die Bestellkarte nach Seite 48 in diesem Heft oder bestellen Sie unter www.terragrischuna.ch.

Ausstellungs- und Buchvernissage

Samstag, 17. Dezember, 17.00 Uhr, Altes Rathaus Bad Ragaz

Monographie «Freiräume»

ISBN 978-3-03846-916-2, Seidel & Schütz, Zürich, 24 x 31 cm, Preis CHF 80.–.