Quer durchs Holzparadies Bregenzerwald

Holzbauten, Bregenzerwald

Alles aus Holz – im Bregenzerwald werden die Häuser per Gesetz aus Holz gebaut.

Bericht zur «Terra Grischuna»-Lesereise
Text 
Christian Dettwiler

Die Reise durch den Vorarlberger Bregenzerwald beginnt mit einem Schweizer Architekten und sie endet mit ihm: Peter Zumthor. Nach einem ersten Halt in Bregenz im neuen Kultur- und Konzerthaus fährt unsere kleine Reisegruppe ins Städtchen Andelsbuch zum Be­such des «Werkraums» von Peter Zum­thor. Dieser Showroom der vereinigten Handwerker wurde während fünf Jahren von Zumthor in enger Zusammenarbeit mit den Betrieben des Holzbaus, des Möbeldesigns und der Bauwirtschaft entwickelt. Heute zeigt der Raum in Wechselausstellungen themenspezifische Spezialitäten des Handwerks – bei unserm Besuch die Ausstellung «küchen, kochen, handwerk». Nach Zum­thor geht es nach Au am Arlberg, wo die «Terra Grischuna»-Gruppe in den beiden beschaulichen  und gemütlichen Häusern Hotel «Adler» und Hotel «Rössle», die gleich beieinanderliegen und zusammengehören, verteilt ist.

Frauenmuseum Hittisau, Vorarlberg

Weltweit das einzige Frauenmuseum im ländlichen Raum.

Der zweite Tag beschert uns Kaiserwetter, wie das in Österreich so schön heisst. Bei strahlender Sonne und angenehmen Temperaturen führt uns der Weg zunächst nach Hittisau. Rund um den Globus gibt es 50 Museen, die sich mit der Geschichte der Frau beschäftigen, aber alle diese liegen in metropolitanem Kontext – mit einer Ausnahme: das Frauenmuseum im Bregenzerwald – also in einem regionalen und alpinen Kontext. Und die alpine Umgebung ist auch Thema der Sonderschau: «Ich am Gipfel», einer attraktiv gestalte­ten Ausstellung zu den – selten richtig gewürdigten – Leistungen der Frauen im Alpinismus. Das Frauenmuseum ist ein zeitgenössischer Holzbau von einheimischen Architekten. Auf der Weiterfahrt erklärt uns Helga Rädler vom Tourismusbüro, was es mit den vielen Holzbauten auf sich hat: Im Bregenzerwald dürfen von Gesetzes wegen nur Häuser gebaut werden, die zumindest eine Holzfassade haben! Nach dem Besuch einer (werbemässig leicht aufdringlichen) Molkerei fahren wir weiter nach Krumbach – ein Ort, der durch eine ausserordentliche Bürgerbewegung in der Architekturwelt bekannt geworden ist: Die Ortschaft hat sieben von international renommierten Architekten gestaltete Busstationen. Dazu ist von Bernardo Bader ein neues Pfarrhaus mit Musiksaal und Bibliothek gebaut worden – selbstredend aus Holz!

Am dritten Tag hat der Kaiser seine Heimat – wetterbedingt – verlassen, was nicht tragisch war, da eh Musik und Kunst anstanden. Angesagt ist ein Konzert in Schwarzenberg – in einem erneut aus Holz gebauten Konzertsaal mit herausragender Akustik. Gegeben werden zwei Violintrios von Franz Schubert und ein Trio von Wolfgang Amadeus Mozart, Interpreten waren die französischen Virtuosen Renaud Capuçon (Violine), Gérard Caussé (Bratsche) und Edgar Moreau (Violoncello). Das Konzert überzeugt bezüglich der Raumakustik, Capuçon war bei den Schubert-Trios etwas indisponiert, das Mozart-Trio war in der Interpretation nahezu perfekt. Nachmittags dann Kunst: Schwarzenberg ist der Heimatort von Angelika Kauffmann, der in Chur geborenen Künstlerin, die nach Aufenthalten in London schliesslich in Rom die grosse Karriere als eine der ersten Frauen mit Weltgeltung in der Kunst gemacht hat. In Schwarzenberg hat sie nur kurze Zeit gelebt (unter anderem mit Arbeiten in der Dorfkirche), aber als Name ist sie omnipräsent. Der Konzertsaal ist nach ihr benannt, es gibt ein Angelika-Kauffmann-Museum, das seit 2007 jeweils eine jährliche Wechselausstellung zu Arbeiten der Künstlerin macht. In diesem Jahr widmet sich die Ausstellung den Römer Jahren Kauffmanns. Gebaut wurde das Museum in einen alten, nicht mehr gebrauchten Stall vom Architekten-Duo Dietrich/Untertrifaller aus Bregenz und Wien.

Kunstmuseum Bregenz

Die Teilnehmer der Leserreise im Kunstmuseum Bregenz