Zugewandert und angesiedelt: Die Walser

Walser

Walserdorf Merdegen (Foto Homberger, Arosa)

​Wie Einwanderer das Gesicht eines Kantons prägen

Im Hochmittelalter war Graubünden nur sehr dünn besiedelt, die bereits in früheren Jahrhunderten zugewanderten Rätier besetzten nur einen kleinen Teil der bewohnbaren Fläche. Es gab Freiräume für Siedler, die ihren Boden aber mit grossem Aufwand «freischaufeln» mussten. Es kamen Familien und ganze Sippen aus dem Wallis, wo der Lebensraum für die Bevölkerung eng wurde. Sie kamen auf unterschiedlichen Wegen, teils über den Umweg des Piemonts in Italien, teils direkt über Furka und Oberalp. Und sie liessen sich an den Orten nieder, wo noch Platz war – zumeist zuhinterst in den Talschaften, wo die Wälder dicht standen und die Hänge steil waren. Angelockt waren sie nicht nur durch wirtschaftliche Chancen, sondern auch durch eine rechtliche Eigenständigkeit – die sogenannten «Walserrechte». Doch viel Arbeit zur Rodung sowie zum Bau von Unterkünften wartete auf sie – sie haben diese Herausforderung erfolgreich angenommen und gemeistert.

Ein eigenständiges Bewusstsein über ihre Herkunft, ihre Kultur und ihre Traditionen kannten die Walser allerdings nicht. Dieses stellte sich erst ein, als auch die Walser Mitte des 20. Jahrhunderts wie die anderen Bewohner der Alpentäler einen gewissen Wohlstand erreichten und sich über ihre Wurzeln Gewissheit verschaffen wollten und konnten. Ein wesentlicher Bestandteil dieses «neuen» Selbstbewusstseins war die Gründung der Walservereinigung im Jahr 1960. Da sich – verständlicherweise – das Herausbilden eines Bewusstseins primär auf historische Studien über Sprache, Architektur oder Brauchtum konzentriert, ist die Frage einer zeitgenössischen, selber gelebten Walserkultur nicht im Fokus des Interesses. Neben all den genannten Aspekten hat sich die «Terra Grischuna» auch auf die Suche nach zeitgenössischer Kultur gemacht, was sich als schwieriges Unterfangen herausgestellt hat. 

Im Magazinteil des Hefts stellen wir auch die Frage nach der Bevölkerung der Bündner Täler – weit vor den Walsereinwanderungen –, die vor über 7000 Jahren v. Chr. zugewandert ist – mit einer überraschenden Antwort. Und der Kanton ist nicht nur für Paraglider ein kleines Paradies, schon in den Anfängen der Aviatik wurden in den Bündner Bergen wagemutige Grosstaten mit abenteuerlichen Flugzeugen realisiert. Einige Pioniere lernen Sie kennen. Und schliesslich eine erneute Vision über Graubünden im Jahr 2050, diesmal zur Baukultur.

Aufschlussreiche Lektüre wünscht

Christian Dettwiler
Redaktionsleiter