Palazzo Salis in Bondo. (Foto: Livio Piatta)
Er ist ein unermüdlicher Förderer und Forscher der Architektur in den Südtälern und ehemaligen Untertanengebieten Graubündens, der ehemalige Mitarbeiter der Denkmalpflege des Kantons Graubündens, Diego Giovanoli. Nun hat er gemeinsam mit anderen Kunsthistorikern ein gewichtiges Buch vorgelegt, das die wichtigsten Bauten der Rätier Patrizierfamilien in den Südtälern dokumentiert. Das Buch ist dreisprachig erschienen, in Deutsch, Italienisch und Englisch. Und da gibt es bereits eine kleine Verwirrung im Titel: «Palazzi Signorili (Herrschaftshäuser), «Great Houses» (wunderbare Häuser) und «Adelspaläste», wo doch die Rätier zwar wohl Patrizier hatten, aber keinen Adel. Diese Titelfindung ist letztlich eine Spitzfindigkeit, denn das Buch ist nicht nur grossartig gestaltet, sondern vermittelt auch eine Vielzahl von Informationen zur Geschichte der Palazzi. Diego Giovanoli hat damit ein Kompendium über die Hinterlassenschaft der Bündner Patrizierfamilien in den Südtälern erschaffen, das seinesgleichen sucht. Dabei – und das ist wichtig – ist das Buch grenzüberschreitend: Es beinhaltet Paläste aus dem Bergell, der Val Poschiavo, der Val Chiavenna und dem oberen und unteren Veltlin. Gesamthaft sind 30 Palazzi in den genannten Regionen beschrieben, sie sind teils herrschaftlich, bisweilen auch unscheinbar, aber alle verfügen sie über eine langjährige und spannende Geschichte – zumal es sich um Bauten aus dem 16. bis ins 18. Jahrhundert handelt.
Das ausserordentliche an dieser Publikation sind die Einblicke in das Innere der Palazzi mit Bildern, die den Leserinnen und Lesern normalerweise verborgen bleiben. Es ist die Leistung der Autoren und des Fotografen, dass sie in der Publikation nicht nur das Äussere, sondern auch das Innere der Palazzi dokumentieren und damit einen Einblick geben in den Reichtum und die Lebenswelt der Erbauer und Besitzer dieser Palazzi. Für die Fotos, die von herausragender Qualität sind, zeichnet Livio Piatta verantwortlich, der in Sondrio sein Atelier hat und mit der Region bestens vertraut ist. Für die Beschreibungen der einzelnen Palazzi zeichnen elf Autoren verantwortlich, die den grenzüberschreitenden Charakter der Publikation unterstreichen, stammen sie doch sowohl aus Norditalien wie auch aus Graubünden. Wer sich für die Südtäler Graubündens und seine ehemaligen Untertanengebiete interessiert, zudem architekturaffin ist, kommt um diese Publikation nicht herum.
Die Pracht der Innenräume der Palazzi – hier der Ehrensalon des Palazzo Giacomini im Veltlin. (Foto: Livio Piatta)