Über das ganze Parkgebiet verteilt finden Einheimische und Gäste acht E-Ladestationen. (Foto: Olivia Aebli-Item)
Als die Schamser Gemeinden sich im Jahr 2011 für die Errichtung eines Naturparks entschieden, taten sie das überzeugt. Auch wenn die Dörfer gute Infrastrukturen hatten und in eine intakte Natur eingebettet waren, galt es doch, Arbeitsplätze zu sichern oder neue zu schaffen, Landwirtschaftsbetriebe zu erhalten und das Gewerbe zu unterstützen. Gefragt war nachhaltige Wertschöpfung in der Region. Die Lösung sahen die Beteiligten in einem Naturpark. Neben den erwähnten, wurden weitere Ziele gesetzt: die Erhaltung und Aufwertung der Landschaft, die Stärkung des Tourismus und Produkte aus der Region gemeinsam zu vermarkten.
Ein Naturparadies: Seit rund zehn Jahren setzt der Naturpark Beverin konsequent auf naturnahen Tourismus und Produkte aus der Region. (Foto: Naturpark Beverin)
Dem Naturpark muss es natürlich auch ein Anliegen sein, ein Augenmerk auf Mobilität und Energie zu legen, um seine Kulturlandschaften zu schützen und artenreiche Lebensräume zu erhalten und zu fördern. In dieser Hinsicht hat sich der Park einiges vorgenommen. Die Vision ist es, den eigenen Energiebedarf möglichst aus lokalen, erneuerbaren Ressourcen zu decken. Denn die Energieerzeugung – eine lange Tradition in der Region – ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sie bringt auch ökonomische Vorteile, nämlich wiederum Wertschöpfung für das regionale Gewerbe und zudem Arbeitsplätze. Vor allem die Wasserkraftnutzung ist im Schams, Safiental und Rheinwald weit ausgebaut. Die Kraftwerksgesellschaften sind wichtige Arbeitgeber und bringen mit dem Wasserzins sichere Einnahmen. Zusätzlich setzt der Naturpark auf Sonnenenergie. Schon heute wird auf dem Gebiet des Naturparks mehr Energie erzeugt als verbraucht. Ein guter Grund, diese Energie gezielt einzusetzen. Dies zum Beispiel mit der Aktion Gebäude-Energieeffizienz, innerhalb welcher lokale Energieberater Unterstützung anbieten. Ein Vorzeigeprojekt sind der weltweit einzige solarbetriebene Skilift in Tenna oder der Solarweg am selben Ort.
Was die Mobilität anbelangt, wurden drei Busangebote eingerichtet: der Bus alpin in Wergenstein, der Wanderbus Lai da Vons in Sufers und der Rheinschluchtbus Valendas-Brün. Laut Fabio Maurizio, Projektentwickler Energie und Mobilität des Naturparks Beverin, erfreuen sich diese Transportmöglichkeiten steigender Beliebtheit.
Andrea Gaudenz und Fabio Maurizio präsentieren in Wergenstein eines der E-Autos. (Foto: Naturpark Beverin)
Zu einer umweltgerechten und nachhaltigen Strategie gehört – denkt man zukunftsorientiert – auch die E-Mobilität. Nach ersten Erfahrungen im Safiental im Jahr 2017 wurden nachfolgend im Schams zwei Kombi-Ladestationen für ein E-Auto und zwei E-Bikes sowie zwei Ladestationen für je vier E-Bikes in Andeer und Sufers installiert. Zwei weitere kombinierte E-Ladestationen wurden im Jahr 2019 in Lohn und in Safien Platz in Betrieb genommen.
Eines der Teilprojekte aus dem Gesamtprojekt Energie und Mobilität ist das Mietautoangebot, entstanden auf Initiative von Andrea Gaudenz, Engiro & Postauto Mark AG in Andeer. «Die Idee war, Elektroautos einzusetzen, die tagsüber vermietet werden», erklärt Andrea Gaudenz. Das E-Auto wurde von den Postautochauffeuren genutzt, um für den morgendlichen Frühkurs zur Postautogarage in Wergenstein anzureisen. Bis zur letzten Postautoankunft in Wergenstein stand es tagsüber für Mieter zur Verfügung. Da die Nachfrage nach diesem Carsharing klein blieb, wurde dieses Auto nach Andeer verschoben. Inzwischen stehen in Zusammenarbeit mit der Garage Riedhauser in Zillis und der Elektro-Autogarage von Andrea Gaudenz zwei Mietautos zur Verfügung – eines mit Benzin und ein E-Auto –, die spontan über die Plattform «sharoo» gebucht werden können. Andrea Gaudenz ist zuversichtlich, dass dieses Angebot künftig genutzt wird. Er selbst steht für Testfahrten und Beratung für Einheimische und Gäste jederzeit zur Verfügung.
Um die E-Mobilität auch in der regionalen Bevölkerung zu verankern, haben Gaudenz und der Naturpark Beverin im letzten Frühling erstmals die Expo-E-Mobilität in Andeer durchgeführt. Zwei neue E-Ladestationen wurden vorgestellt und diverse Elektrofahrzeuge für Testfahrten bereitgestellt. Der Anlass sei sehr gut besucht gewesen und werde deshalb im Frühling 2020 wiederholt, hält Fabio Maurizio fest.
Erfolgreich unterwegs
Tatsächlich sind im Laufe der letzten Jahre im Naturpark Beverin einige Projekte erfolgreich umgesetzt worden. So wurden unter anderem zahlreiche Kilometer Wanderwege saniert, Trockenmauern instand gestellt und Entbuschungsprojekte wurden organisiert. Für Gäste, welche die Naturschönheiten der Region entdecken möchten, wurden Winter- und Sommerangebote geschaffen und unter dem Naturparklabel werden heute kulinarische und handwerkliche Highlights vermarktet. Spannende Einblicke und Abenteuer für Kinder sind auch im Programm Umweltbildung zu finden. Innerhalb des Projekts «Regionale Entwicklung (PRE) Beverin» sind untereinander vernetzte Initiativen zur Entwicklung der Landwirtschaft und angewandter Bereiche hinzugestossen. Und nicht zuletzt wird die E-Mobilität mit viel Engagement vorangetrieben. Dies, um an dieser Stelle nur einige der in den letzten zehn Jahren erfolgreich umgesetzten Projekte des Naturparks zu nennen.