Wo stehen wir digital?

Die Schweiz liegt mit 21,7 Mbps an dritter Stelle in Europa und an fünfter Stelle weltweit.

Eine Erhebung der HTW Chur gibt Antworten.
Wo steht Graubünden wirklich bezüglich Digitalisierung? Eine Bestandesaufnahme aus dem letzten Jahr zeigt eigentlich Erfeu­liches. Die Erhebung wurde durch Mitarbeiter des Instituts für Photonics und ICT (IPI), einer Unterabteilung, die sich «Internet of things» nennt, gemacht.
Breitbandversorgung der Schweiz im Vergleich zu den Nachbarländern und Europa

Die Schweiz liegt im Vergleich zu den Nachbarstaaten Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien in allen betrachteten ­Berichten durchgängig an der Spitze. Im gesamteuropäischen Vergleich befindet sich die Schweiz je nach Datenquelle immer unter den vier besten Staaten. Das schweize- rische Breitbandnetzwerk gehört folglich bezüglich Geschwindigkeit und Bevölkerungsabdeckung europaweit zu den Besten. Auch ländliche Gebiete sind im europäischen Vergleich sehr gut erschlossen.

Beim Vergleich mit den direkten Nachbarländern Österreich, Italien, Frankreich und Deutschland ergibt sich für die Schweiz in der Abdeckung mit 4G der Spitzenplatz, bei der Downloadrate abhängig von der betrachteten Studie eine Zweitplatzierung hinter ­Österreich beziehungsweise Deutschland.
Die Schweiz rangiert im Mobilfunk im gesamteuropäischen Vergleich sowohl bei der Abdeckung mit 4G als auch bei den Datenraten über dem Durchschnitt, gehört jedoch nicht zur Spitzengruppe. Länder wie die Niederlande, Schweden und Norwegen, aber auch die baltischen Staaten liegen vor der Schweiz. Im Vergleich zu den Nachbarländern ist der Ausbau des Mobilfunks in der Schweiz führend. Danach nimmt die Schweiz in Europa bei der Abdeckung mit 4G einen Platz am Ende des ersten Drittels ein, je nach Quelle leicht unterschied­lich. Bei den durchschnittlich gemessenen Downloadgeschwindigkeiten ergibt sich je nach Quelle ein uneinheitliches Bild: Bei Akamai landet die Schweiz auf Platz 4 von 31, bei OpenSignal auf Platz 11 von 25.
Vergleicht man die Schweiz mit den direkt angrenzenden Ländern Deutschland und Österreich, so hat die Schweiz nach Messungen vom Oktober 2017 (Rügheimer, 2018) generell den besten Service zur Verfügung. Dies auch bei Indikatoren, die speziell repräsentativ für ländliche Gegenden sind.

Breitbandversorgung von Graubünden im Vergleich zur Schweiz
Festnetz
Die Abdeckung mit Festnetzservices ist in Graubünden und in der Schweiz mit fast 100 % der Haushalte sehr gut. Bei den sehr schnellen Services ab 100 Mbps weist der Kanton Graubünden mit 72,7 % gegenüber der Gesamtschweiz (93,1 %) einen Rück­stand auf. Trotzdem können knapp 96 % der Bündner Haushalte dank mehr als 10 Mbit/s Full-HD-Videos mit 24 Frames/s flüssig streamen.

Mobilnetz
Die Mobilfunkabdeckung des Kantons Graubünden liegt leicht hinter der Abdeckung der Schweiz zurück. Im 3G-Bereich bestehen keine Differenzen: Mehr als 99 % der Bevölkerung in Graubünden und in der Schweiz haben Zugang zu 3G-Leistungen. Demgegenüber erfolgte der Ausbau im 4G-Bereich bis 150 Mbit/s in Graubünden langsamer als in der Gesamtschweiz. So hatten 2015 rund 5,6 % der Bevölkerung in Graubünden noch keinen Zugang zu 4G/LTE-Service, während gesamtschweizerisch der Wert bei 2 % lag. Jedoch wird dieser Service kontinuierlich ausgebaut und die Abdeckungsraten in Graubünden nehmen deutlich zu (von 61,8 % im Jahr 2014 auf 94,4 % im Jahr 2017).

Breitband und digitale Transformation
Das Mobile Breitband hat seine Grenzen – auch in Graubünden!
Deshalb ist davon auszugehen, dass heute auch in Graubünden die Abdeckung durch 4G bei annähernd 100 % liegen dürfte und sich der Rückstand somit aufgelöst hat. Es ist jedoch zu beachten, dass dies technische Angaben sind. Bei gleichzeitiger Auslastung der Infrastruktur durch viele Nutzerinnen und Nutzer kommt es zu signifikanten ­Reduktionen der reellen Datenraten.

Breitbandversorgung von Graubünden im Vergleich zu Regionen des benachbarten Auslands
Festnetz
Der Vergleich Graubündens mit den benachbarten Regionen Baden-Württemberg, Tirol und Südtirol beruht auf unterschied­lichen Datenquellen. Das erlaubt keinen direkten Vergleich, sondern ermöglicht lediglich eine Orientierung. Die Ergebnisse zeigen, dass Graubünden den Spitzenplatz in der Versorgung einnimmt. Der Vorsprung wird mit der Geschwindigkeit des jeweiligen Services grösser. Je moderner der Service, desto stärker setzt sich Graubünden von den verglichenen Regionen ab. Bei den Services um 20 Mbit/s, was dem flüssigen Streamen zweier HD-Videos mit 24 Frames/s entspricht, herrscht eine nahezu vollstän­dige Abdeckung. Gut 70 % der Haus­halte können mindestens die fünffache Daten­rate als Maximum beanspruchen.

Mobilnetz
Da aus Südtirol keine Daten vorliegen, kann nur ein Vergleich von Graubünden mit ­Baden-Württemberg und Tirol erfolgen. Betrachtet wurde nur die Abdeckung mit LTE als der momentan wichtigsten Technologie. Graubünden nimmt den Mittelplatz ein. Tirol hat eine fast vollständige Abdeckung mit über 99 % der Population. Graubünden hat mit 98 % der Bevölkerung eine sehr gute Abdeckung, während Baden-Württemberg mit 94 % eine tiefere Abdeckung erreicht.
Dies grosso modo die Zusammenfassung der Studie. Die technologischen Entwicklungen rund um die Breitbandversorgung sind vielfältig und werden den Markt zukünftig massiv verändern. Trotz der relativ positiven Resultate ist doch zu vermerken, dass Graubünden und die Schweiz bezüglich digitalem Arbeiten und der Anwendung im privaten Bereich weit hinter den skandinavischen Staaten oder den Niederlanden liegt. Insbesondere die ländlichen Gebiete, basierend auf Daten der europäischen Kommission, sind deutlich schlechter versorgt worden als die Ballungsräume. Das trifft auch auf die Schweiz zu. Insbesondere ist hier der Rückstand der Schweiz gegenüber grossen skandinavischen Ländern wie Norwegen und Schweden beträchtlich.