Bunter Blumenstrauss mit vielen Facetten

Vor 100 Millionen Jahren begannen Pflanzen bunte, duftende Fortpflanzungsorgane mit Nektar und Pollen zu entwickeln, die Blume war geboren. Neben dem Blütenduft ist es vor allem die schier unendliche Farbenvielfalt, die die Pflanzen als Lockmittel einsetzen, um die Aufmerksamkeit von Insekten und Vögeln zur Fortpflanzung anzuziehen. Diesem Lockmittel ist auch der Mensch verfallen, denn Blumen erfreuen nicht nur das Auge, sie sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Ohne Blüten gäbe es keine Früchte und damit keine Nahrungsmittel.

Blüten und Blumen erfreuen uns von März (Schneeglöckchen) bis in den Oktober (Efeu) und dem Artenreichtum sind kaum Grenzen gesetzt, ausser der Mensch setzt sie selber! Viele Blumen und Pflanzen sind heute vom Aussterben bedroht und benötigen unseren Schutz. Eine blühende Wiese, gerade in den Bergen, sollte zwischen 50 und 100 verschiedene Pflanzensorten aufweisen, damit sie nicht nur unser Auge erfreut, sondern auch als Futtermittel entsprechend nährstoffreich ist.

Heute werden grosse Anstrengungen unternommen, um die Artenvielfalt zu erhalten oder gar wieder zu vergrössern. Manche neuen Arten sind jedoch nicht so sehr beliebt, sogenannte Neophyten, die bei uns nicht heimisch sind, mögen zwar ebenfalls schön aussehen, stören aber das Gleichgewicht der Pflanzen und können gar gefährlich sein. Das Gegenteil trifft für andere Blüten zu: sie gelten als Heilmittel und werden vermehrt als Naturmedikamente angepflanzt, geerntet und verarbeitet.

Nirgends auf der Welt gibt es so viele Tulpenarten wie in den dürren Steppen Kasachstans. Einen ähnlichen Rekord kann Graubünden nicht aufweisen, dennoch ist die Vielfalt der Orchideen in der Region beachtlich. Was gemeinhin eher als tropische Pflanze gilt (mit über 300 Gattungen), gibt es auch in der Schweiz (rund 70 Arten) und eine Vielzahl der Orchideen wachsen in Graubünden bis in eine Höhe von über 2000 Metern. Gerade die Höhenlage ist denn auch entscheidend dafür, wie ein Garten oder eine Terrasse mit Pflanzen geschmückt werden kann. Und apropos Schmuck: Blumen erfreuen nicht nur als Bouquet das Auge, sondern auch als Dekorelement, als florales Ornamente auf Häuserfassaden, Textilien oder Möbeln.

Vor 200 Jahren – so die weit verbreitete Meinung – gingen die ehemaligen Untertanengebiete in Südbünden am Wiener Kongress für Graubünden endgültig verloren. So eindeutig ist dies allerdings nicht, wie Sie im Magazinteil dieses Heftes nachlesen können. Noch weiter zurück geht die Erforschung von Burgen und Schlössern im Domleschg – ein Überblick dazu bieten die „Burgentage“, die zwischen Rhäzüns und Thusis in diesem Jahr veranstaltet werden. Im Magazinteil begegnen Sie auch zwei Kulturschaffenden Graubündens, der Schauspielerin Ursina Lardi und dem Künstler Gaudenz Signorell. Und auch wir blicken ins neue Churer Medienhaus – dem Thema des Heftes entsprechend suchen wir nach Pflanzen.

Viel Vergnügen beim Lesen unseres neusten Heftes.

Christian Dettwiler
Redkationsleiter