​Vom Umgang mit historischer und zeitgenössischer Kultur

La Punt

Eines der prächtigen Engadiner Patrizierhäuser. (Foto: graubuenden.bilder.gr)

Offizieller und privater Denkmalschutz im Kanton

Graubünden ist reich an Burgen und Schlössern sowie Patrizierhäusern in den 150 Tälern des Kantons. Es gibt viele Initiativen, dieses Erbe zu bewahren. Offiziell ist es die kantonale Denkmalpflege, die sich darum kümmert, daneben gibt es aber auch den Bündner Heimatschutz, eine private Organisation als Sektion des Schweizer Heimatschutzes. Und es gibt viele private Initiativen, um erhaltenswerte Bauten und Objekte zu sichern – eben als kulturelles Erbe der Kantonsgeschichte.

Dazu gehören wie erwähnt die Burgen und Schlösser oder die Patrizierhäuser, die teils privat mit grossem Aufwand unterhalten werden. Dazu gehören aber auch Gärten, die über die Jahrhunderte entstanden sind, nicht nur barocke Prachtgärten, sondern auch einfache Gemüsegärten im Umfeld von Bauernhäusern. Die Denkmalpflege hat in verdienstvoller Weise dazu ein Inventar erfasst.
Aber nicht überall scheint die Sonne über dem kulturellen Erbe: Architektonisch bedeutsame Villen werden abgerissen (wie in St. Moritz die widerrechtlich geschleifte Villa Böhler von Heinrich Tessonow), in der Surselva werden historisch bedeutsame Ställe zerstört, obwohl sich der Heimatschutz für den Erhalt eingesetzt hat.

Andererseits gibt es auch erfreuliche Geschichten im Umgang mit dem Erbe: Ein Beispiel dazu ist die Brücke von Walter Versell in Tavanasa, die gemäss dem Baudepartement des Kantons abgerissen werden sollte, die nun aber dank privater Initiative wieder in alter Pracht erstrahlt (dazu ein Buchtipp).

Ein wesentlicher Bestandteil des Umgangs mit dem kulturellen Erbe bezieht sich aber auch auf die jüngere Gegenwart. Peter Zumthors berühmte Therme in Vals wurde – als wohl jüngstes Objekt – unter Denkmalschutz gestellt. Wie aber verhält es sich mit anderen zeitgenössischen Bauten – beispielsweise derjenigen von Rudolf Olgiati, dem Pionier des «Neuen Bauens» (nach Le Corbusier) in Graubünden? Und wie verhält es sich mit anderen Bauten der überaus aktiven Architekturszene in Graubünden? Der Bündner Heimatschutz schreibt dazu auf seiner Webseite: «Es ist weder sinnvoll, die Vergangenheit unter einer ‹Käseglocke› zu konservieren, noch kann Altes und Überliefertes generell als überholt betrachtet werden – der Bündner Heimatschutz setzt sich für Kontinuität in der Gestaltung der Umwelt ein.» Dem ist letztlich nichts Weiteres hinzuzufügen.

Machen Sie mit diesem Heft eine Reise durch das historische wie auch aktuelle Kulturschaffen – das Bewahren und das Neuschaffen – wir wünschen Ihnen dabei viel Vergnügen.

Christian Dettwiler
Redaktionsleiter