Die multifunktionale Landwirtschaft ist der ­richtige Weg für Graubünden

Nicht mehr nur Viehzucht - die Landwirtschaft ist im Umbruch (Foto Homberger, Arosa

Allein schon die Frage, welche Erwartungen man an die Bündner Landwirtschaft hat, gibt uns viele Antworten. Für viele Menschen ist unsere heimische Landwirtschaft Lieferant von Nahrungsmitteln mit einer klaren Identität. Die Ansprüche an Lebensmittel aus nachhaltiger ökologischer Produktion sind in den letzten Jahren gestiegen. Das Bewusstsein, unsere Ressourcen für kommende Generationen zu schützen, ist grösser geworden. Die Tierzucht hat in unserem Kanton eine grosse und lange Tradition. Zuchttiere aus Graubünden gelten in der Vererbung weit über die Kantonsgrenze hinaus als sicherer Wert für Fortschritt. Die Vielfalt von echten Bündner Spezialitäten ist gross. Viele davon finden den Weg über Alpinavera zum Konsument. Graubünden gilt zu Recht mit seinen über 900 Alpsömmerungsbetrieben und über 100 000 gesömmerten Tieren als grösster Alpwirtschaftskanton. Das milde Klima und die Föhnlagen machen es möglich, dass wir auf hervorragenden, fruchtbaren Böden im Churer Rheintal produzieren und in der Bündner Herrschaft Acker- und Weinbau auf hohem Qualitätsniveau betreiben dürfen. Es gibt aber seitens der Landwirtschaft auch Leistungen, für die kein Markt vorhanden ist, aber dennoch in hohem Mass von der Bevölkerung gefordert und gewünscht werden. Solche Leistungen finden wir in der Landschaftspflege, der Offenhaltung, dem Schutz vor Vergandung und Erosion und der Erhaltung der Biodiversität. Solche Arbeiten können den Bauernfamilien über das Direktzahlungssystem vom Bund abgegolten werden. In Zukunft stehen aber auch grosse ­Herausforderungen an. So zum Beispiel die Raum­entwicklung und der haushälterische Umgang mit dem Kulturland. Aber auch die Rückkehr von Wolf und Bär stellt Bauern, Sennen und Hirten vor eine grosse Herausforderung. Aber auch Fragen stehen an, wie zum Beispiel: «Kann die für den Kanton Graubünden so wichtige dezentrale Besiedelung auch in Zukunft aufrechterhalten werden?», «Was braucht es dazu?», «Welche Entscheidungen müssen dazu getroffen werden?». Genau solche und weitere Fragen werden uns in Zukunft intensiv beschäftigen. Der Bündner Bauernverband als grosse Berufsorganisation wird Hand bieten und mithelfen, Lösungen für diese Fragen zu finden. Und das im Sinne der Weiterentwicklung von Graubünden. Der Bündner Bauernstand ist sich seiner grossen Verantwortung gegenüber Tierhaltung, Ernährungssicherheit und Landschaftspflege bewusst und wird dank neuen Erkenntnissen aus Bildung und Technik auch in Zukunft den Fortschritt in unserem Kanton Graubünden mitgestalten und unterstützen.

Thomas Roffler
Präsident des Bündner Bauernverbandes