Arve, Lärche, Fichte – Holz und seine vielfältige Nutzung

Holz, Wirtschaft, Graubünden

Holzhandwerk und Holzwirtschaft sind seit Jahrhunderten wichtig für den Kanton (Bild: Armin Mathis)

Von den rund 710 000 Hektaren des Kantonsgebiets von Graubünden gelten 40 Prozent als «unproduktive Fläche», je 30 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt oder sind Wald – das sind je 200 000 Hektaren. Jede Bündnerin und jeder Bündner «besitzt» damit eine Waldfläche in der Grösse von zwei Fussball­feldern.
Diese Waldfläche mit ihren Hunderttausenden von Bäumen wird bewirtschaftet, muss bewirtschaftet werden, denn 60 Prozent der Waldfläche dient zum Schutz der Bevölkerung, der Dörfer und der Verkehrsverbindungen vor Lawinen, Steinschlag und Erdrutschen. Die Ernte des bewirtschafteten Waldes ist das Holz – zum Bauen, für Möbel und Gebrauchsgegenstände oder zum Heizen. Schon seit alters wurden vornehmlich in der nördlichen Hälfte des Kantons die Gebäude – Wohnhäuser, Ställe, Maiensässe, aber auch Brücken aus Holz gebaut. Diese Bautätigkeit mit dem Baustoff Holz wird heute noch weiter praktiziert, unter anderem mit ganz neuen kon­struktiven Ansätzen. So wurde erst kürzlich ein Hotel im Engadin eröffnet, das aus Holzmodulen in nur gerade drei Tagen fertig aufgebaut war. 
Aus Holz wurden aber nicht nur Häuser und Brücken erbaut, Holz diente auch bis ins letzte Jahrhundert fast ausschliesslich für die Herstellung von Möbeln fürs Hausinnere. Bett, Stuhl, Tisch – alles war aus Holz und verströmte diesen angenehmen Duft nach Arve oder Lärche durchs ganze Haus. Und auch die Alltagsgegenstände wie Teller oder Löffel sowie Arbeitsgeräte wie Heugabel oder Butterfass und Käseformen waren aus Holz gefertigt. Möbelschreiner und Designer sind auch heute noch dem Werkstoff Holz verbunden und kreieren zeitgenössische Produkte, die teils national prämiert sind.
Bündner Fichte ist das absolute Nonplusultra im Instrumentenbau: Eine Resonanzdecke für eine Gitarre oder eine Violine aus Bündner Alpenfichte ist unübertrefflich. Dieses «Klangholz» ist gesucht und wird im Kantonsgebiet noch erfreulich häufig für den Bau von Instrumenten eingesetzt, Gitarren aus Graubünden sind denn auf fast allen wichtigen Kon­zert­bühnen der Welt zu finden. Holz wird auch im Bau von Sportgeräten eingesetzt: Ursprünglich waren Ski aus Holz (die sogenannten Fassdauben), heute sind sie es teils wieder, und das typische und traditionelle Sportgerät für den Winter ist der Holzschlitten.
Im zweiten Teil dieses Hefts finden Sie Magazin-Artikel zu verschiedensten Themen: Der Verein zur Erhaltung historischer RhB-Lokomotiven und -Wagen feiert heuer ein Jubiläum und beschenkt sich gleich selbst mit einer frisch restaurierten Lokomo­tive. Im Rahmen der industriellen wie auch touristischen Entwicklung im Kanton sind viele Bauten erstellt worden, die heute keinem Zweck mehr dienen, sie werden zurückgebaut. Was dies aus der Sicht der Archäologie bedeutet, finden Sie ebenso im Magazinteil wie das Porträt eines Bauern, der weit mehr ist als Landwirt. Und wir haben uns etwas in der Graubündner Schnapsszene umgeschaut.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann wünschen wir Ihnen eine angenehme Lektüre.

Christian Dettwiler, Redaktionsleiter