Ein Buch wie sieben Ziegel

«Close-up» des Architekurbüros Ruch & Partner
Text 
Julian Reich

Ein Buch wie sieben Ziegel

«Close-up» des Architekurbüros Ruch & Partner

Die Versuchung ist gross, dieses Buch nicht zuerst mit Blick auf seinen Inhalt, sondern auf sein Äusseres hin zu beschreiben: Dick und schwer liegt es auf dem Tisch, so breit wie hoch und mächtig wie ein Stein, mit dem sich Häuser bauen liessen. Das passt. Denn immerhin geht es um genau das: Häuser bauen, schöne Häuser.

«Close-up» ist die Wiederaufnahme und Fortführung des vor zehn Jahren vom Architekten Hans-Jörg Ruch aufgelegten Bandes «Historische Häuser im Engadin», das zehn historische Objekte vorstellte, denen Ruch zu neuem Glanz verholfen hatte. Wie damals prägen die Fotografien des italienischen Fotografen Filippo Simonetti den Inhalt, dazugestellt sind Pläne und kurze Texte des Architekten. Anders als im «ersten» Band jedoch präsentiert Ruch diesmal auch – aber bei Weitem nicht nur – Neubauten.

Es ist eine Freude, mit Simonetti durch diese Räume zu wandeln, an die Hand genommen vom Architekten selbst. Wir besuchen jene Projekte, die, wie es im Buch heisst, die architektonische Grundhaltung des Büros aussagekräftig dokumentieren: vom Kirchgemeindezentrum Grono (1995/1996) über die Überbauung Cascada Laret, Pontresina (2009–2011), bis zur Chesa Somvih, Zuoz (2014/2015). Und in Franz Wanners erhellendem Essay lernen wir mehr von dieser
architektonischen Grundhaltung. So sei Ruchs Maxime, dass das Bauen dem Ort, an dem ein Gebäude zu stehen kommt, geschuldet ist. Ohne Rücksicht auf das bereits Vorhandene – die Tradition, die Landschaft, das Licht – lässt sich für Ruch nichts Gutes bauen. Er will der «vor Ort bereits vorhandenen Energie architektonischen Ausdruck» geben, wie es ihm wiederholt gelungen ist bei den Umbauten historischer Engadiner Häuser – oder, nun ebenfalls augenfällig für den Betrachter dieses Buchs, beim Rifugio in Roticcio, einem eher jüngeren Bauwerk, das wie ein Fels aus dem Boden wächst und durch umsichtig gesetzte Öffnungen den Blick frei gibt auf die Bergeller Bergwelt.

Julian Reich

Weitere Infos

«Close up – Ruch & Partner Architekten 1994–2018», Verlag Scheidegger & Spiess, 2018.